Trennungsandrohung: „Dann trenn dich doch!“

Trennungsandrohung: „Dann trenn dich doch!“

Die folgende Problematik begegnet mir in meinem Arbeitsalltag immer wieder: Ein Paar kommt zu mir in die Praxis. Beide wirken etwas verlegen und unangenehm berührt. Im Gespräch betonen sie zuerst, dass sie sich nicht trennen wollen, denn eigentlich lieben sie sich. Im Alltag können sie sich aufeinander verlassen, sie haben ähnliche Ziele und Wertvorstellungen, der Umgang ist normalerweise liebevoll.

Aber wenn es Meinungsverschiedenheiten gibt, löst das sehr häufig einen heftigen Streit aus. Der Streit wird von beiden als eher ausweglos empfunden, eine Klärung ist oft nicht in Sicht. Gefühle von Verletzung und Kränkung nehmen Überhand und in der entstehenden Wut kommt es mal von der einen, mal von der anderen Seite zu der Aufforderung, dass der andere sich doch jetzt endlich mal trennen sollte.

Warum wirklich mit der Trennung gedroht wird

Wie kommt es dazu? Viele Paare verhandeln weit entfernt von dem eigentlichen Streitthema die gesamte Beziehung. Ursache und Wirkung stehen in einem krassen Missverhältnis, der Anlass des Streits ist oft eher nichtig als gravierend – tatsächlich können sich manche Paare gar nicht mehr erinnern, um was es eigentlich ging.

Die Aufforderung zur Trennung soll eigentlich ein Bekenntnis des Partners zur Beziehung herauslocken: Nein, ich möchte mich nicht trennen, ich liebe dich doch! Nur funktioniert das ganz bestimmt nicht. Eher finden sich Paare dann in einen quälenden Gespräch über mögliche Trennungsszenarien wieder als in einer Beilegung ihres Streits. Statt sich gegenseitig mit Beziehungsabsagen in Wut und Panik zu versetzen, können auch Sie und Ihr Partner sich im Falle eines Streitgesprächs an die nachstehenden Leitmotive halten:

  • Häufige Trennungsandrohungen zersetzen eine Beziehung. Spielen Sie Ihrem Partner nicht den Ball „Trennung“ zu. Es entsteht dadurch keine Nähe, sondern Distanz.
  • Wenn Sie durch einen Streit emotional so verunsichert sind, dass Sie an der Zuneigung des Partners zweifeln, sprechen Sie über ihre Gefühle – nicht über die des Partners.
  • Benutzen Sie den Begriff Trennung nicht inflationär, sondern verantwortungsvoll. Tatsächliche Trennungsgespräche sind wohl überlegt und entstehen nicht aus der Wut heraus.

Paare, die sich im Streit keine Beziehungsabsagen an den Kopf werfen, empfinden ihre Beziehung als stabiler und vertrauensvoller. Trauen Sie sich, auch im Streit zu Ihrer Beziehung zu stehen.

5 Tipps für Paare zum Jahreswechsel, trotz und wegen Corona

5 Tipps für Paare zum Jahreswechsel, trotz und wegen Corona

Das Jahresende naht, die Tage sind längst dunkel und grau geworden und die Corona-Pandemie hat uns immer noch fest im Griff. Vieles, was oft Stress aber eben auch Freude gemacht hat, wie Weihnachtsfeiern, gesellschaftliche Verpflichtungen, Geschenke besorgen entfällt, oder findet zu völlig anderen Bedingungen statt. In vielen Paarbeziehungen knirscht es deshalb heftig. Teamarbeit ist gefragt, Termine müssen trotz Corona koordiniert werden und für Ausgleich durch positive Aktivitäten kann man auch nur sehr eingeschränkt sorgen.

Was können Paare also tun, dass das Jahr harmonisch ausklingt?

Tipp 1: Bewusstsein für Entschleunigung

Nehmen Sie sich Zeit, zu besprechen, was in diesem Jahr anders laufen soll und darf. Ab auf die Couch, Fernseher aus und Kerzen an:
Wie können wir Weihnachten, die Feiertage und Silvester anders verbringen? Worauf freue ich mich? Was darf in diesem Jahr stressfreier ablaufen? Welche Rituale und Verpflichtungen wollen wir wirklich beibehalten, was kann mal anders gestaltet werden? Vielleicht birgt dieses Jahresende mit Corona auch Chancen, sich mehr auf sich selbst und auf eigenen Bedürfnisse zu besinnen.

Tipp 2: Wir machen uns es richtig gemütlich

Wintertage sind dazu da, es sich richtig kuschlig zu machen. Liegt ein freier Tag vor Ihnen, zelebrieren Sie ihn. Ganz egal was Sie tun, stellen Sie ihn unter das Motto, wir lassen es uns miteinander gut gehen. Der perfekte Tag, ganz ohne Verpflichtungen, die Welt und Corona mal aussperren.

Tipp 3: Miteinander träumen

Planen Sie Ihr persönliches Highlight zum Jahresende. Theater, Konzert, etwas, von dem Sie gelesen oder gehört haben? Hauptsache, es macht Ihnen Spaß. Belohnen Sie sich dafür, das Jahr zusammen gelebt zu haben. Feiern Sie Ihre Beziehung.

Tipp 4: Sportlich sein

Raus aus dem Winterblues, rein in die Bewegung. Auch wenn Fitnessstudios geschlossen sind, nehmen Sie sich einen gemeinsamen sportlich-aktiven Tag vor. Vielleicht etwas, dass Sie gemeinsam ausprobieren können, etwas völlig Neues. Mal zusammen Yoga vor dem Computer machen? Oder planen Sie einen sehr langen Spaziergang, auch bei wirklich schlechten Wetter. Hauptsache, Sie haben sich mal wieder so richtig angestrengt und können hinterher genussvoll entspannen.

Tipp 5: Jahresrückblick und Jahresausblick

Es muss nicht an Silvester sein, kann aber: Drei wirklich schöne Erinnerungen, die ich mit dir im letzen Jahr verbinde, drei Dinge, die ich mit dir im nächsten Jahr erleben möchte.
Würdigen Sie das gemeinsam erlebte Jahr und freuen Sie sich auf das Nächste, auch und gerade, wenn Manches schwierig war.

Sie sind an einer Paartherapie interessiert?

 

Sie erreichen mich Montag bis Freitag in der Zeit von 10.00 – 19.00 Uhr unter der Telefonnummer 030 / 31 51 95 86. Wenn der Anrufbeantworter geschaltet ist, rufe ich in der Regel innerhalb von 90 Minuten zurück. Sie können mir auch eine E-Mail mit Ihren Terminwünschen senden.

Termine sind auch in den Abendstunden sowie samstags möglich. 

Wie sage ich jemandem, dass ich ihn nur als Freund sehe?

Wie sage ich jemandem, dass ich ihn nur als Freund sehe?

Die Grenzen zwischen Freundschaft und Liebe sind fließend. Oft entwickelt sich aus einer guten Freundschaft mehr – wenn beide dasselbe empfinden. Doch was geschieht, wenn einer der beiden Beteiligten sich verliebt, während der andere „nur“ mit ihm befreundet sein möchte?

Diese Situation ist nicht nur für den Verliebten schwierig, auch der unfreiwillig Geliebte weiß in den meisten Fällen nicht, wie er sich verhalten soll. Denn wer sich als Freund begreift, dem liegt es fern, einen Freund zurückzuweisen. Trotzdem ist eine klare Abgrenzung gegenüber den Liebesgefühlen des Freundes eine gute Herangehensweise.

Der Soziologe Niklas Luhmann geht davon aus, dass Liebe nicht nur ein schwer zu fassendes Gefühl, sondern auch ein Kommunikationscode ist. Luhmann zufolge kommunizieren wir in sämtlichen Beziehungen, die auf der persönlichen Ebene ablaufen, mit Hilfe von gesellschaftlich festgelegten Formen. Wir haben beispielsweise gelernt, dass der Satz „Ich liebe dich“ häufig auch meint „Ich will mit dir zusammen sein“. Trotz dieser gesellschaftlichen Konventionen ist persönliche Kommunikation keinesfalls eineindeutig.

Wie Missverständnisse entstehen

Die Kommunikation zwischen Freunden verläuft nach demselben Muster wie die Kommunikation unter Liebenden. Denn in der Liebe wie auch in der Freundschaft versuchen wir, unser Gegenüber an unserer Welt teilhaben zu lassen. Da jedoch jeder Mensch individuelle Erfahrungen gemacht hat, haben Situationen für jeden eine andere Bedeutung. Wenn beispielsweise jemand, dem sein privater Raum heilig ist, auf jemanden trifft, der ihn schon nach kurzer Zeit in seine Wohnung einlädt, kann dies zu Missverständnissen führen. Für den Eingeladenen bedeutet es dann vielleicht viel mehr als für den Einladenden, etwas so Banales – oder eben Bedeutsames – zu tun, wie zusammen am Küchentisch zu essen. Häufen sich solche Missverständnisse, kann dies dazu führen, dass einseitige Liebe entsteht.

Offenheit hilft weiter

In diesem Fall ist es für beide Beteiligte oftmals hilfreich, sich dem anderen mitzuteilen. Ein klarer und reflektierter Umgang miteinander kann am ehesten dabei helfen, die Freundschaft zu bewahren.
Demjenigen, der Verliebtheitsgefühle bei seinem Freund vermutet, ist wahrscheinlich am meisten damit geholfen, seine Vermutung nicht einfach zu ignorieren und die Freundschaft normal weiter zu pflegen. Denn dies führt in vielen Fällen zu weiteren Missverständnissen. Ein Satz wie „Ich schätze dich als Freund sehr, aber ich bin nicht in dich verliebt“ kann dem Gegenüber dabei helfen, seine Hoffnungen nicht noch weiter zu vertiefen. Wie es dann mit der Freundschaft weitergeht, ist offen. Wenn sich beide – im Zweifel nachdem etwas Zeit vergangen ist – bereit dazu fühlen, die Freundschaft wiederaufzunehmen, müssen die Grenzen neu ausgehandelt werden. Dies kann Kraft und Mühe beanspruchen. Doch die Möglichkeit, eine erfüllende Freundschaft auf Augenhöhe zu erleben, ist dieses Risiko bestimmt wert.

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