Wie sage ich jemandem, dass ich ihn nur als Freund sehe?

Wie sage ich jemandem, dass ich ihn nur als Freund sehe?

Die Grenzen zwischen Freundschaft und Liebe sind fließend. Oft entwickelt sich aus einer guten Freundschaft mehr – wenn beide dasselbe empfinden. Doch was geschieht, wenn einer der beiden Beteiligten sich verliebt, während der andere „nur“ mit ihm befreundet sein möchte?

Diese Situation ist nicht nur für den Verliebten schwierig, auch der unfreiwillig Geliebte weiß in den meisten Fällen nicht, wie er sich verhalten soll. Denn wer sich als Freund begreift, dem liegt es fern, einen Freund zurückzuweisen. Trotzdem ist eine klare Abgrenzung gegenüber den Liebesgefühlen des Freundes eine gute Herangehensweise.

Der Soziologe Niklas Luhmann geht davon aus, dass Liebe nicht nur ein schwer zu fassendes Gefühl, sondern auch ein Kommunikationscode ist. Luhmann zufolge kommunizieren wir in sämtlichen Beziehungen, die auf der persönlichen Ebene ablaufen, mit Hilfe von gesellschaftlich festgelegten Formen. Wir haben beispielsweise gelernt, dass der Satz „Ich liebe dich“ häufig auch meint „Ich will mit dir zusammen sein“. Trotz dieser gesellschaftlichen Konventionen ist persönliche Kommunikation keinesfalls eineindeutig.

Wie Missverständnisse entstehen

Die Kommunikation zwischen Freunden verläuft nach demselben Muster wie die Kommunikation unter Liebenden. Denn in der Liebe wie auch in der Freundschaft versuchen wir, unser Gegenüber an unserer Welt teilhaben zu lassen. Da jedoch jeder Mensch individuelle Erfahrungen gemacht hat, haben Situationen für jeden eine andere Bedeutung. Wenn beispielsweise jemand, dem sein privater Raum heilig ist, auf jemanden trifft, der ihn schon nach kurzer Zeit in seine Wohnung einlädt, kann dies zu Missverständnissen führen. Für den Eingeladenen bedeutet es dann vielleicht viel mehr als für den Einladenden, etwas so Banales – oder eben Bedeutsames – zu tun, wie zusammen am Küchentisch zu essen. Häufen sich solche Missverständnisse, kann dies dazu führen, dass einseitige Liebe entsteht.

Offenheit hilft weiter

In diesem Fall ist es für beide Beteiligte oftmals hilfreich, sich dem anderen mitzuteilen. Ein klarer und reflektierter Umgang miteinander kann am ehesten dabei helfen, die Freundschaft zu bewahren.
Demjenigen, der Verliebtheitsgefühle bei seinem Freund vermutet, ist wahrscheinlich am meisten damit geholfen, seine Vermutung nicht einfach zu ignorieren und die Freundschaft normal weiter zu pflegen. Denn dies führt in vielen Fällen zu weiteren Missverständnissen. Ein Satz wie „Ich schätze dich als Freund sehr, aber ich bin nicht in dich verliebt“ kann dem Gegenüber dabei helfen, seine Hoffnungen nicht noch weiter zu vertiefen. Wie es dann mit der Freundschaft weitergeht, ist offen. Wenn sich beide – im Zweifel nachdem etwas Zeit vergangen ist – bereit dazu fühlen, die Freundschaft wiederaufzunehmen, müssen die Grenzen neu ausgehandelt werden. Dies kann Kraft und Mühe beanspruchen. Doch die Möglichkeit, eine erfüllende Freundschaft auf Augenhöhe zu erleben, ist dieses Risiko bestimmt wert.

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